Praxisname oder Personenmarke in Therapie, Beratung und Coaching?
- liebmontag
- 28. Juli
- 5 Min. Lesezeit

"Soll ich meine Praxis nach mir benennen oder einen eigenen Namen wählen?" Diese Frage beschäftigt fast alle Coaches, Therapeutinnen und Beraterinnen. Die Antwort entscheidet über deine Positionierung, dein Marketing und sogar deinen Ausstieg. Hier erfährst du, welcher Weg für dich der richtige ist.
Warum diese Entscheidung dein ganzes Business beeinflusst
Neulich sass ich mit einer Therapeutin im Café, die ein Problem hatte: "Ich heisse mit Nachname 'Furcht' - und behandle Angststörungen. Die Ironie ist zu gross!" Ihr Dilemma: Personenmarke oder doch lieber einen neutralen Praxisnamen?
Diese scheinbar simple Entscheidung hat weitreichende Folgen. Sie beeinflusst, wie dich Menschen wahrnehmen, wie du dich vermarktest und sogar, ob du dein Business später verkaufen kannst.
Was ist eigentlich eine Personenmarke?
Eine Personenmarke bedeutet: Du BIST dein Business. Dein Name steht auf dem Türschild, der Website und allen Materialien. Du verkaufst dich selbst als Marke.
Klassische Beispiele:
"Coaching mit Sarah Müller"
"Dr. med. Schmidt – Praxis für Psychotherapie"
"Unternehmensberatung Thomas Weber"
Der grosse Vorteil: Menschen kaufen von Menschen. Und du bist der Mensch, dem sie vertrauen sollen.
Der Praxisname: Wenn das Business grösser ist als du
Ein Praxisname schafft eine Marke, die unabhängig von dir existiert. Hier steht nicht deine Person im Vordergrund, sondern dein Angebot oder deine Mission.
Beispiele für starke Praxisnamen:
"Zentrum für Burnout-Prävention"
"Neue Wege Coaching"
"Krisenhilfe München"
Der Vorteil: Das Business kann wachsen, ohne dass du permanent im Rampenlicht stehst.
Wann die Personenmarke dein Goldticket ist
Du solltest auf eine Personenmarke setzen, wenn:
1. Du der USP bist
Manchmal bist du selbst das, was dich einzigartig macht. Eine Kollegin von mir ist ehemalige Investmentbankerin und coacht jetzt Frauen in Finanzthemen. Ihre Geschichte IST ihr Marketing. "Finanz-Coaching Schmidt" wäre verschenktes Potenzial gewesen.
2. Du in einer sehr persönlichen Branche arbeitest
Therapeut*innen, Life Coaches, Trauma-Berater*innen - hier geht es um tiefes Vertrauen. Menschen wollen wissen, mit wem sie arbeiten. Ein anonymer Praxisname kann distanziert wirken.
3. Du bereits eine starke Online-Präsenz hast
Hast du schon Jahre auf LinkedIn, Instagram oder in Fachkreisen unter deinem Namen gepostet? Dann wäre es dumm, diese Bekanntheit nicht zu nutzen.
Ein Praxis-Beispiel: Eine Kollegin hatte 15.000 LinkedIn-Follower unter ihrem Namen aufgebaut. Als sie sich selbstständig machte, war die Personenmarke die logische Wahl. Warum bei null anfangen?
4. Du langfristig als Expert*in wahrgenommen werden willst
Personenmarken können zu echten Thought Leaders werden. Denk an bekannte Coaches oder Autor*innen – sie alle sind Personenmarken.
Wann ein Praxisname die klügere Wahl ist
Ein Praxisname macht Sinn, wenn:
1. Du später aussteigen oder verkaufen willst
Das ist der Knackpunkt vieler Personenmarken: Wie verkaufst du ein Business, das deinen Namen trägt? "Coaching mit Sarah Müller" ohne Sarah Müller ist wie Coca-Cola ohne Cola.
2. Du ein Team aufbauen möchtest
"Zentrum für Führungskräfte-Entwicklung" kann 10 Coaches beschäftigen. "Führungskräfte-Coaching Müller" suggeriert eine One-Woman-Show.
Aus der Praxis: Ein Kunde wollte seine Therapie-Praxis verkaufen. Problem: Sie hiess "Praxis Dr. Weber". Der Käufer musste den Namen komplett ändern und bei null mit dem Marketing anfangen. Das kostete ihn 30% des Verkaufspreises.
3. Du ungern im Rampenlicht stehst
Nicht jede*r will das Gesicht des Business sein. Ein Praxisname lässt dich professionell arbeiten, ohne dass dein Privatleben ständig mit dem Business vermischt wird.
4. Dein Name schwer aussprechbar oder ungünstig ist
Denk nur an mein obiges Beispiel "Frau Furcht" – eine wunderbare Therapeutin mit einem unglücklichen Nachnamen für ihre Branche. Ein Praxisname war hier die elegante Lösung.
5. Du verschiedene Geschäftsbereiche hast
Machst du Coaching UND Webdesign UND Texterstellung? Ein Praxisname wie "Kreativstudio Nordlicht" funktioniert besser als "Alles-Könnerin Anna Müller".
Die Hybrid-Lösung: Das Beste aus beiden Welten
Wer sagt, dass es nur schwarz oder weiss gibt? Viele erfolgreiche Unternehmer*innen kombinieren beide Ansätze geschickt.
Strategie 1: Praxisname mit persönlichem Zusatz
"Neue Wege Coaching – mit Dr. Sarah Schmidt"
"GeniEssen - Ernährungsberatung Jessica Prell"
Strategie 2: Personenmarke mit erklärendem Zusatz
"Sarah Schmidt – Spezialistin für Hochsensibilität"
"Dr. Weber – Ihr Partner für Burnout-Prävention"
Mein Geheimtipp: Sichere dir beide Domains! So kannst du später flexibel entscheiden und umsteuern, ohne deine Online-Präsenz zu verlieren.
Der Social-Media-Faktor: Was funktioniert online besser?
Hier wird's interessant: Social Media liebt Personenmarken. Menschen folgen Menschen, nicht Unternehmen. Schau dir die erfolgreichsten Coaches auf Instagram oder LinkedIn an - fast alle sind Personenmarken.
Die Zahlen sprechen für sich:
Posts von Personenmarken bekommen durchschnittlich 3x mehr Engagement
Menschen teilen eher Inhalte von echten Personen
Personenmarken wirken authentischer und vertrauensvoller
Aber: Ein cleverer Praxisname kann auch auf Social Media funktionieren, wenn du eine starke Story dahinter aufbaust.
Die häufigsten Fehler bei der Entscheidung
Fehler 1: Die "Das-kann-ich-später-ändern"-Falle
Theoretisch ja, praktisch sehr aufwändig und teuer. Jeder Wechsel kostet Bekanntheit, Google-Rankings und Kundenvertrauen.
Fehler 2: Den Ego-Faktor überschätzen
"Ich will berühmt werden!" Wenn das deine Hauptmotivation ist, überdenke deine Strategie. Erfolg entscheidet sich nicht am Namen, sondern an der Qualität deiner Arbeit.
Fehler 3: Die Familie nicht mitdenken
Deine Personenmarke betrifft auch deine Familie. Willst du wirklich, dass dein Name überall im Internet steht? Was, wenn du Kinder hast, die später googelbar sind?
Die Checkliste: Welcher Weg passt zu dir?
Tendenz zur Personenmarke (+1 Punkt pro Ja):
Meine Geschichte ist Teil meines Angebots
Ich arbeite gerne mit meinem Gesicht nach aussen
Ich plane, als Expert*in bekannt zu werden
Meine Zielgruppe legt Wert auf persönliche Verbindungen
Ich arbeite alleine oder in einem sehr kleinen Team
Ich plane nicht, das Business zu verkaufen
Tendenz zum Praxisnamen (+1 Punkt pro Ja):
Ich möchte ein Team aufbauen
Ich plane einen späteren Ausstieg oder Verkauf
Ich arbeite ungern als "Gesicht" der Marke
Mein Name ist schwer aussprechbar oder ungünstig
Ich habe verschiedene Geschäftsbereiche
Mir ist Skalierbarkeit wichtiger als persönliche Bekanntheit
Auswertung:
Mehr Points bei Personenmarke → Du bist ein Personenmarken-Typ
Mehr Points bei Praxisname → Ein Praxisname passt besser zu dir
Gleichstand → Überleg dir die Hybrid-Lösung
Regional vs. international: Was passt zu deinen Plänen?
Lokale/regionale Ausrichtung: Hier können beide Ansätze funktionieren. "Coaching Müller Zürich" oder "Zentrum für Paartherapie Zürich" – beides kann erfolgreich sein.
Überregionale/internationale Pläne: Personenmarken haben hier oft die Nase vorn. Sie sind flexibler, leichter zu vermarkten und kulturell weniger gebunden.
Die rechtlichen Aspekte: Was du beachten musst
Bei Personenmarken:
Markenrechte am eigenen Namen sind begrenzt
Namensrechte können komplex werden
Datenschutz wird persönlicher
Bei Praxisnamen:
Umfangreiche Markenrecherche nötig
Schutz der Markenrechte möglich
Mehr Gestaltungsfreiheit bei der Namenswahl
Mein Tipp: Lass bei wichtigen Entscheidungen immer eine Rechtsberatung machen.
Fazit: Es gibt kein Richtig oder Falsch – nur das, was zu DIR passt
Die Entscheidung zwischen Praxisname und Personenmarke ist wie die Wahl zwischen Apfel und Birne. Beides kann perfekt sein - aber nur, wenn es zu dir, deinen Zielen und deiner Persönlichkeit passt.
Die wichtigste Erkenntnis: Du musst dich nicht für immer festlegen. Aber je klarer du am Anfang weisst, wohin die Reise geht, desto gezielter kannst du deine Entscheidung treffen.
Meine abschliessende Empfehlung: Nimm dir Zeit für diese Entscheidung. Sprich mit anderen Unternehmer*innen in deiner Branche. Hol dir professionelle Beratung. Denn dieser Name wird dich jahrelang begleiten, er sollte perfekt zu dir passen.
Du steckst noch mitten in dieser Entscheidung und brauchst eine professionelle Einschätzung? Als Expertin für Markenkommunikation helfe ich dir gerne dabei, den Namen zu finden, der dein Business zum Erfolg führt.
Personenmarke oder Praxisname als Coach, Berater*in oder Therapeut*in: Die wichtigste Essenz für dich
Was ist besser: Praxisname oder Personenmarke? Das hängt von deinen Zielen ab. Personenmarken eignen sich für Expert*innen, die Vertrauen aufbauen wollen. Praxisnamen sind besser für Teamaufbau und späteren Verkauf. Eine Hybrid-Lösung kombiniert beide Vorteile.
Wann sollte ich eine Personenmarke wählen? Eine Personenmarke passt, wenn du in einer vertrauensbasierten Branche arbeitest, als Expert*in bekannt werden willst oder deine Geschichte Teil deines Angebots ist. Auch bei starker Online-Präsenz ist sie sinnvoll.
Kann ich später von Personenmarke zu Praxisname wechseln? Theoretisch ja, aber es ist aufwändig und kostet Bekanntheit. Besser ist es, die Entscheidung von Anfang an durchdacht zu treffen oder eine Hybrid-Lösung zu wählen, die beide Optionen offenhält.



